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Pro Treffen gibt es nun ein Top-Thema aus dem Masterclass-Curriculum des DTB-Dachverbands. Mit dieser "Weitsicht" soll ein tiefergehendes Verständnis erleichtert werden. Den Teilnehmenden soll eine Lernhilfe geboten werden, mit der sie sich langfristig und nachhaltig weitere Themenkomplexe erarbeiten können.
Die Push-Hands-Routinen gelten als die grundlegenden Partnerübungen Chinesischer Innerer Kampfkunst (Chinese Internal Martial Arts). Sie bilden in allen Taijiquan-Stilen die älteste Überlieferung, wenngleich es zahlreiche Unterschiede gibt. Die größte Gemeinsamkeit der "Schiebenden Hände": Push Hands beruht auf dem paradox anmutendem Versprechen "Mit Entspannung und Achtsamkeit den Sieg erringen statt durch Kraft". Und nach dem Yin-Yang-Prinzip ist diese Strategie durchaus nachvollziehbar: Da der Angreifer ja die Härte verkörpert, darf ich nicht in den gleichen Mechanismus verfallen wie es reflexartig oft passiert. Anders gesagt: "Mehr desselben" ist oft Teil des Problems und nicht Teil der Lösung!
In den Partnerübungen der inneren Kampfkünste gibt es höchst ausgeklügelte Arten, mit dem auftretenden Zug und Druck so umzugehen, daß man selbst im Vorteil ist. Eine zentrale Vorgabe der Taiji-Klassiker fordert die Einheit des gesamten Körpers. Aus westlicher Sicht spielen hier das neuro-myofasziale Kontinuum, das den ganzen Körper durchzieht, die entscheidende Rolle.
Hilfreich zum Verständnis sind die Tesegrity-Stabwerke - und sie kommen ganz ohne den esoterisch-vagen Qi-Begriff aus. Bio-Tensegrity bietet uns ein neues Bild des menschlichen Körpers: Anstatt das Skelett als einen stabilen Rahmen zu begreifen, an dem die Muskeln aufgehängt sind, stellen sie den Körper als ein unter Spannung stehendes, dreidimensionales Netzwerk dar, in dem die Knochenstreben scheinbar frei "schweben".
Weil die elastischen Bänder in einer Tensegrity-Konstruktion durchgehend sind und die komprimierten Teile ("Knochen") isoliert schweben, erzeugt jegliche durch Druck auf einen Knochen oder Zug an einem einzelnen Band verursachte Deformation eine Spannung, die sich gleichmäßig auf die gesamte Konstruktion verteilt.
Bei harten Treffern, beispielsweise im "Freien Pushhands, kommt es zu sogenannten "Visko-elastischen Verformungen". Dies ist eine grundlegende Eigenschaft von Faszien.
Anders gesag, sie zeigen sowohl viskose als auch elastische Eigenschaften. Weichgewebe des Menschen können sich demnach stark verformen und kehren trotzdem wieder zur ursprünglichen Gestalt zurück.
Bei relativ geringer Beanspruchung in Form von geringer Dehnung sorgt das Elastin im Gewebe für Steifigkeit. Die Verzerrungsenergie wird im Elastin gespeichert. Die im Gewebe enthaltenen Kollagenfasern tragen im Ruhezustand wellige Form und sind relativ dehnbar. Je mehr sich das Gewebe verformt, desto mehr strecken sie sich in Richtung der Verformung. Nach der Ausspannung erhöhen die Fasern wiederum die Gewebesteifigkeit.
Elastische
Speicherkapazität läßt sich trainieren. Das zeigte sich in einer Sprungfeder
- ähnlichen Bewegung (linke Doppelkurve). Der Bereich zwischen der
jeweiligen Belastungs - und Entlastungskurven repräsentiert die sog.
‚Hysterese„ (Nachgiebigkeit). Die geringere Hysterese bei Trainierten (grün)
lässt eine größere ‚elastische‟ Speicherkapazität erkennen. Im Gegensatz
dazu lässt die größere Hysterese bei Untrainierten deren eher ‚visko -
elastische‟ Eigenschaft erkennen, die man auch als Trägheit bezeichnen
könnte. Abbildung modifiziert nach Reeves 2006
Die Kommunikation im Fasziennetzwerk erfolgt wesentlich schneller als im Nervensystem. Bei den Pushhands-Drills interagieren nun sogar zwei Kommunikationssysteme der beiden Partner auf komplexe Art und Weise.
Könner nutzen dies für ihre Strategien und Techniken. Wer viel Nahkampf trainiert, kann mit seiner Erfahrung allein über die taktile Sensorik in den Körper des Kontrahenten "hineinhorchen" und dabei spontan und blitzschnell reagieren.
Faszien-Training auf Basis der "Anatomy Trains (Anatomische Zuglinien)" von Thomas Myers ist ein Highlight der Internationalen Push-Hands-Treffen im DTB-Dachverband und wird als "Gamechanger" gefeiert.
Die Faszien-Leitbahnen "Anatomy Trains" nach Thomas Myers
sind Teil der Weiterbildung der DTB-Dozenten in 2022. Zunächst geht es um die ORL (Oberflächliche
Rücklinie). Sie verläuft in zwei Teilabschnitten: Von den Zehen bis zum
Knie und vom Knie bis zu den Augenbrauen. Im Tai Chi und Qigong steuert die
Rücklinie die Bewegungen der Arme "aus der Mitte", sodaß keine zusätzliche
Muskelkraft erforderlich ist. Durch die Gewichtung entsteht die
Funktionalität, die Faszien-Arbeit so wichtig macht. Quelle: AK "Naturwissenschaftliche Grundlagen
ZPP".
Eine Sonderstellung hat die "Tiefe Frontallinie": Sie bildet den "Kern" aller myofaszialen Transmissionen des Körpers. Angeordnet in der Frontalebene zwischen der rechten und linken Laterallinie, ist sie in der Sagittalebene einerseits eingebettet in die Oberflächliche Rückenlinie und die Oberflächlichen Frontallinie und andererseits in die Spirallinien und die Funktionellen Linien. Besondere Wichtigkeit für Innere Kampfkunst wie Tai Chi, Judo, Aikido und Jujutsu erlangt die Frontallinie durch ihren engen Bezug zum "Dantien / Hara", dem Energiezentrum im Unterbauch. Zudem stabilisiert sie den Körper von innen und schafft durch dynamische Interaktion mit etlichen weiteren Zuglinien die in Kampfkünsten so entscheidende Verwurzelung und Verwringung. So kann Kraft ohne zusätzlichen Muskelkraft auf den Gegner übertragen werden.
Bei Stabilität und Balance in den Kampfkünsten kommt dem Plantar-Gewölbe im Fuß eine wichtige Rolle zu
3 Punkte, Trampolin
Im Taijiquan ist Tui Shou eine Übung mit mehreren Hauptzielen :
(1) Entwickeln Sie Sensibilität für die Bewegung Ihres Gegners und ihren Ursprung
(2) Entwickeln Sie die Fähigkeit, die Bewegung Ihres Gegners mühelos umzuleiten, indem Sie erkennen und Ausnutzung des schwachen Vektors seiner Bewegung
(3) Wenden Sie ein flexibles Rooting mit festen und beweglichen Schritten an und üben Sie es dabei auf die Kraft und Bewegung deines Gegners reagieren.
Tui Shou wurde auch Rou Shou (weiche Hände) genannt, um Widerstandslosigkeit zu betonen. Es ist nicht eine Kampfübung.
San shou, das ist die Anwendung der Empfindlichkeit und Mühelosigkeit entwickelt durch Tui Shou in einer Kampfsituation (Schläge, Tritte, Hebel, Greifen usw.) ist das eigentliche Kampftraining im Taijiquan.
Das "Freie Push Hands" ist weit mehr als Kampfsport: Korrekt erlernt und regelmäßig betrieben ist es gelebte Yin-Yang-Philosophie. Alle Inneren Kampfkünste verfolgen die Strategie des "Nachgebens, um zu siegen". Dazu gibt es kostenlose Pushhands-Online-Kurse.
Jedoch ist es schwierig, den Begriff "Freies Push Hands (Sanshou, Free Pushing Hands)" zu definieren. In den Schulen, Centern und Studios der "Pusher-Szene" finden sich nur vage und spontane Herangehensweisen. Ein weiteres Problem: Das Mantra der alten Tao-Meister, daß Tai Chi Chuan unbesiegbar macht, lebt auch heute noch fort - u. a. in den Socialmedia und den chinesischen Taiji-Dynastien. Doch wie "Taiji-Duelle" und "Tuishou-Competitions" mit "Externen Schulen" klar zeigen, sind solche traditionellen Legenden contraproduktiv. Erst ohne Vorannahmen erweisen sich die freien Sparring-Formen als hilfreich im Freikampf (Sanda / Sanshou).
Doch dies ist keine Lösung sondern Teil des Problems.
Taktil-haptische Vorübungen: Seide-Ziehen mit Partner
Sensitivität, Gespür, Wahrnehmung
Schulung und Steigerung
die sinnliche Wahrnehmung (Wahrnehmung mit den Sinnen)
Aufnahme, Beobachtung, Eindruck, Empfindung
In den Tuishou-Ausbildungen werden auch zentrale Aspekte des "Embodiment / Body-Mind" gelehrt. Dazu gehört der Ausspruch von Großmeister Yang Zhenduo, daß die "Taiji-Essentials" keine "disembodied qualitites" seien. Diese Verwurzelung im Körperlichen und die entsprechende Achsamkeit gilt auch für andere fernöstliche Kampfkunst-Stile. Es geht um taktile und haptische Aspekte der Wahrnehmung beim Partnerkontakt und dessen Interpretation. Dabei können komplexe, unbewußte Rückkopplungen enstehen.
Embodiment bezeichnet die Wechselwirkungen von Psyche auf Körper und umgekehrt. Zum Embodiment im Bereich der Tuishou-Partner-Drills gehört in erster Linie das Hineinspüren in den eigenen Körper und den des Partners. Aus dem Wechselspiel von innerer Haltung und äußerer Haltung erwachsen vielfältige Synergien, die es spontan einzusetzen gilt.
Das Embodiment-Wirkprinzip ist bei den Pushhands-Treffen des DTB-Dachverbands stets ein beliebtes Thema. Die Kommentare von Teilnehmenden sprechen seit dem Beginn im Jahre 2000 eine deutliche Sprache: Die Tuishou-Stellungen haben positive Auswirkungen auf die Psyche und dies wiederum erzeugt eine größere Lockerheit und Entspannung im Körperlichen. Entsprechend verbessern sich durch erhöhte Achtsamkeit auch Stellung und Haltung; das Zutrauen in das eigene richtige Verhaltensweise bei Druck führt nicht zu reflex-artigem Gegendruck sondern zur flexiblen Ableitung und Zurück-Schicken zum Partner.
Verbesserte Wahrnehmung von Körperhaltung und Verspannungen gilt als grundlegende Fähigkeit in Inneren Kampfkünsten wie Tai Chi Chuan. Ein praktisches Beispiel für Embodiment ist das in den Klassischen Schriften geforderte "Kleben / Folgen / Anhaften", also der spürende Hautkontakt. Diese Sensorik ist ja nicht Selbstzweck sondern ermöglicht eine Fülle von Informationen über den Hier-und-Jetzt-Zustand des Kontrahenten. Allerdings gilt auch für das Erringen des Sieges: Bei der Ausführung der entscheidenden Technik, die den Sieg bringen soll, ist Kleben / Folgen natürlich kontraproduktiv, denn ich möchte ja schneller sein als mein Gegenüber.