Streifzüge durch die Taijiquan-Qigong-Szene

Anfragen an unsere Community betreffen u. a. Lehrersuche, Kontakt-Möglichkeiten und Treffen. Unsere Antworten halten wir allgemein, wenn unklar ist, wonach genau gesucht wird. Hinzu kommt, daß viele Lehrende und ihre Gruppen für eine Empfehlung nicht infrage kommen, weil wir ihre Denkungsart, Zielsetzungen und Arbeitsweise nicht unterstützen.

All diejenigen, von denen wir uns abgrenzen, fassen wir zusammen unter der Bezeichnung "Taijiquan-Qigong-Szene" oder kurz "Taiji-Qigong-Szene". In diesem Milieu gelten künstlerisch-kreative Gesetze, die kaum hinterfragt werden. Die Kriterien, die wir dabei anlegen, sind die, die der Taijiquan-Qigong-Zentralverband DTB ev empfiehlt. Siehe dazu DTB-Abgrenzung von der Taiji-Qigong-Szene.

Kurz gesagt gehen die Experten des DTB-Dachverbands und der ihm angeschlossenen Partner-Organisationen davon aus, daß man in besagter Szene die dem Taiji und Qigong innewohnenden Potenziale nur bedingt ausschöpfen kann. Der Hauptgrund liegt in der Beliebigkeit der Standards inclusive dem Tolerieren von traditioneller chinesischer Esoterik-Folklore. Zudem zieht man keine klare Grenze zu Heilslehren. Auch Lobbyismus ist weitverbreitet.

Für diese Szene spricht nach eigenem Bekunden der DDQT-Dachverband. Diese Aussage ist jedoch unzutreffend - u. a. deswegen, weil die wichtigsten Gründungsmitglieder bereits wieder ausgetreten sind und auch ein Sprachrohr für die Szene sein wollen. Dazu gehören das Taijiquan-Qigong-Netzwerk BVTQ und die Dt. Qigong-Gesellschaft.

Mancher wird fragen, warum die Taiji-Qigong-Szene einen relativ großen Zuspruch findet. Ein Grund ist, daß viele Praktizierende genau den fokloristischen Flair von "Qi-Erlebniswelten" suchen, weil ihnen solche Illusionen, Kulissen und "gefühlte Fakten" viel bedeuten. Daher ist der Begriff "Szene" ja ganz passend, denn er assoziiert ja Kunst, Theater, Show und Inszenierung.

Ein weiterer Grund für die Existenz dieser Szene ist die Tatsache, daß ihre Organisationen Möglichkeiten boten, von der ZPP (Zentrale Prüfstelle Prävention) anerkannt zu werden für die Leitung von Krankenkassen-Kursen. Das Vdek-Siegel "Dt. Standard Prävention" war also nicht nur über den DTB-Dachverband zu erlangen, sondern auch über die "Fach-Organisationen" der Szene.

Doch dieser Tatbestand ist seit einiger Zeit nicht mehr gegeben, weil diese "Fach-Organisationen" allesamt aus dem ZPP-Leitfaden gestrichen wurden. Der Vdek hat "die Reißleine gezogen" und verlangt künftig u. a. nachgewiesene naturwissenschaftliche Fachkompetenzen, die er in einem Scoring-Modell wertet, wie es der DTB seit langem einsetzt. Der DTB hatte lange schon diesen Umschwung empfohlen und begrüßt diese Qualitätskontrolle als Schritt in die richtige Richtung.

Damit ist die Taijiquan-Qigong-Szene an ihrem Tiefpunkt angelangt und muß sich "neu erfinden", wenn sie weiterhin in der Gesundheitsbildung tätig sein will.

Die Taijiquan-Qigong-Szene erklärt

Die zunehmende Szene-Kommunikation über die Sozial-Medien ist Fluch und Segen zugleich. Zwar ist es heutzutage viel leichter, sich erste Eindrücke zu verschaffen, aber Fiktionen und Illusionen erschweren den doch so nötigen "Blick hinter die Kulissen". Leichter haben es da Insider und Experten - sie können die Spreu leichter vom Weizen unterscheiden als Nicht-Fachleute. Kommerz und Lobbyismus erschweren zusätzlich den Durchblick.

Aussagen über die Vielfalt der Sub-Szenen in Deutschland sind für Laien kaum nachvollziehbar - verständlich denn chinesischen Übesystemen ist Intransparenz quasi in die Wiege gelegt. Und besonders Gruppierungen, die sich der "Qigong-Tradition" oder "Taiji-Tradition" verpflichtet fühlen, stellen dies nur ungern infrage. Schade eigentlich, denn westliche Erwachsenenbildung kann so nicht optimal funktionieren. Dies kann man erklären am Beispiel der sogenannten Qilin-Akademie.

Die Qilin-Akademie

Die nach dem Qilin-Fabelwesen benannte Qilin-Akademie des Tajiquan-Qigong-Netzwerks sollte man nicht in Zusammenhang stellen mit der viel älteren DTB-Akademie. Diese wurde bereits vom Tai Chi Zentrum Hamburg ev im Jahre 1988 gegründet, um die Qualitätssicherung in den Fachbereichen Qigong, Tuishou / Pushhands und Tai Chi Chuan (Taijiquan) in Deutschland voranzutreiben. Ihre ideologie-freie Arbeitsweise hat ihr großen Zuspruch eingebracht - unter anderem von den Krankenkassen und später von ZPP und Vdek. Die Qilin hingegen setzt ganz andere Akzente - gilt hier "Nomen est Omen"? Module für Lehrerausbildung werden vom DTB nicht angerechnet; auch sind Qilin-Lehrbeauftragte keine DTB-Mitglider. Details hier: Ausbildungen Qilin-Akademie, BVTQ-Netzwerk, Gudrun Geibig